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40 Jahre: „Richtige“ Entwicklungszusammenarbeit - für die richtigen Empfänger/innen

3. Februar 2021
Ignaz Rieser in Zombo, Uganda

Die Entwicklungszusammenarbeit (EZA) investiert erhebliche Mittel zur Linderung humanitärer Krisen und zur Entwicklung strukturschwacher Länder. So betrug beispielsweise die bilaterale und multilaterale Hilfe für Uganda, wo auch CO-OPERAID tätig ist, in den vergangenen 10 Jahren durchschnittlich 1.7 Mia. US Dollar pro Jahr. Dazu kamen umfangreiche Mittel von NGO's und privaten Quellen. In der Öffentlichkeit wird regelmässig Kritik an dieser Unterstützung geübt. Argumente sind etwa:

  • Was nützt es zu helfen, wenn die Unterstützung nicht bei denen ankommt, die sie brauchen?
  • «Hilfe ist wie Öl, sie erlaubt mächtigen Eliten, öffentliche Einnahmen zu veruntreuen» (Paul Collier)
  • Die Schweizerische Volkspartei (SVP) findet, dass es nicht angeht, „dass die Schweiz immer mehr Steuergelder für das Ausland und für die Versorgung von Sozialmigranten aus aller Welt ausgibt, wenn gleichzeitig im Inland das Geld zur Sicherung der AHV-Renten des hart arbeitenden Mittelstandes fehlt“.

Pointierte Kritik kommt auch aus den Empfängerländern selber, etwa von der senegalesischen Autorin Ken Bugul in einem Interview in der NZZ (1.9.2017): „Ich war selbst zehn Jahre lang bei einer NGO tätig und habe gesehen, wie sich das Geld verflüchtigte, während es durch die Hierarchie der Funktionäre sickerte; von zehntausend Dollar kamen vielleicht noch tausend dem Projekt zugute. Deshalb sage ich: Stoppt die Entwicklungshilfe!“

Chancen auf lokaler Ebene

Trotz aller Kritik und Skepsis bieten sich auf lokaler Ebene immer wieder Chancen, durch die Zusammenarbeit mit vertrauenswürdigen Partnern Wirkung zu erzielen und direkt der Bevölkerung vor Ort zu helfen. Ein Beispiel bei CO-OPERAID ist das Projekt „Aradu Pi Fur“ in Uganda. Es erreicht 600 bedürftige Jugendliche (15-25 Jahre) und deren Familien im abgelegenen Distrikt Zombo. Ihr Leben ist von Armut geprägt. In vielen Familien ist nicht einmal die Ernährungssicherheit gegeben. Die niedrige Produktion und Produktivität im Land sowie der begrenzte Zugang zu Kapital und Boden führen dazu, dass mehr als die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung zu den «working poor» gehören, d.h. trotz harter Arbeit unter der Armutsgrenze verharren.

Jungen Menschen mangelt es an Qualifikationen und Bildungschancen. Die bestehenden Regierungsprogramme zur Bekämpfung der Armut sind kaum auf die Bedürfnisse von Jugendlichen im ländlichen Raum ausgerichtet. Das Projekt bietet marktorientierte Kurse in Gartenbau, Hühner-, Schweine- und Bienenzucht an einer Berufsschule und in Zusammenarbeit mit lokalen Lehrmeistern an. Vermittelt werden unter anderem landwirtschaftliches Berufswissen sowie Geschäfts- und Unternehmenskenntnisse, damit die 600 Jugendlichen erfolgreiche und nachhaltige Kleinunternehmen gründen können. Als Multiplikatoreffekt teilen die Jugendlichen die erlernten Kenntnisse mit weiteren Gemeindemitgliedern und innerhalb ihrer Jugendgruppe. Das Projekt läuft seit Mitte 2018. Die Ergebnisse sind ausserordentlich positiv, wie ich mich bei einem persönlichen Augenschein vergewissern konnte.

Investitionen beinhalten Risiken

Alle Projekte von CO-OPERAID basieren auf dieser Philosophie der Zusammenarbeit. Die Erfahrungen mit diesem Ansatz sind grossmehrheitlich positiv. Auch unter schwierigen politischen Rahmenbedingungen können Projekte realisiert werden, die mithelfen, das harte Los der lokalen Bevölkerung zu lindern. Selbstverständlich muss auch hier die Wirksamkeit der Unterstützung immer wieder überprüft werden. Was der Fairness halber aber auch gesagt werden muss: Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit sind wie Investitionen in vielen anderen Bereichen sehr anspruchsvoll und mit Risiken behaftet. Sie können deshalb auch fehlschlagen.

CO-OPERAID 's Projekte sind lokal und wirken daher lediglich punktuell. Fortschritte auf lokaler Ebene sind als Folge der Projektarbeit oft deutlich sichtbar und nachhaltig. Wenn eine Vielzahl von NGO's ausschliesslich solche Projekte mit lokalen Partnern realisiert, entsteht ein Flickenteppich (mit vielen Löchern wohlgemerkt). Wie steht es dann mit der Unterstützung auf der gesamtstaatlichen Ebene und damit einer landesweiten Entwicklung der wichtigen Bereiche?

Die riesigen Herausforderungen armer Länder

Länder wie beispielsweise Uganda stehen vor Herausforderungen, die für uns kaum vorstellbar sind. Die Bevölkerung Ugandas (ca. 44 Mio.) ist sehr jung. Das Medianalter betrug 2020 etwas über 16 Jahre. Das heisst, dass die Hälfte der Bevölkerung jünger als diese 16 Jahre ist. Die Geburtenrate beträgt etwas unter 4% pro Jahr. Jedes Jahr werden also ca. 1.7 Mio. Kinder geboren. Diese Kinder sollten später zur Schule gehen, treten mit oder ohne Schulbildung in den Arbeitsmarkt ein und beanspruchen das Gesundheitssystem. Das geschätzte Bruttoinlandprodukt Ugandas beläuft sich auf ca. 28 Mia. USD pro Jahr (2018). Ein Vergleich mit der Schweiz zeigt die Grösse der Herausforderung deutlich: hier sind es etwas über 80'000 Geburten pro Jahr, bei einem BIP von 705 Mia. USD. Selbst bei einem effizienten Einsatz der staatlichen Mittel sind die Probleme des Landes ohne Hilfe in grossem Ausmass kaum lösbar. Es geht also eigentlich nicht darum, ob unterstützt werden soll, sondern wie das geschehen soll. Wer also gute Vorschläge hat, die bessere Lösungen für die meiner Ansicht nach notwendige Unterstützung aufzeigen, sollte diese formulieren, statt sich in pauschaler Kritik zu üben.

Hat die Schweiz denn einfache Lösungen?

Ein Blick auf unsere eigenen Schwierigkeiten in der Schweiz könnte zur Bescheidenheit mahnen. Die Gesundheitskosten steigen in der Schweiz seit Jahrzehnten und sind ein Dauerbrenner in der Politik. Das Gleiche gilt für die Sicherung der Altersvorsorge für die Zukunft. Die Lösung der anstehenden Probleme ist schwierig, einfache Lösungen gibt es nicht. Auch bei uns sind Fortschritte bei solchen Themen nicht gross zu sehen. Deshalb ist Kritik an der Entwicklungszusammenarbeit wertvoll, laute Parolen zum Thema sind jedoch verantwortungslos. Vielleicht sollten wir auch etwas bescheidener werden, wenn wir „Wohlstandsverwöhnten“ über das Thema Entwicklungszusammenarbeit diskutieren.

Trotz allem: Ja, es lohnt sich!

Noch eine letzte Überlegung: Für die aus öffentlichen Mitteln finanzierte EZA sind 2019 etwas mehr als 3 Mia ausgegeben worden. Darin enthalten sind auch die Mittel für den Asylbereich in der Schweiz. Private Spenden der NGOs für die EZA beliefen sich 2019 auf etwas mehr als 0.5 Mia. Zum Vergleich sind für die Linderung der Folgen der Coronakrise seit 2020 über 30 Mia Franken öffentliche Mittel bereitgestellt worden. Beschlüsse über weitere Milliarden sind in Vorbereitung. Auch hier wird oft harsche Kritik geäussert, in der Regel allerdings, dass zu wenig und nicht zu viele Mittel gesprochen werden.

Damit komme ich zurück zur Ausgangsfrage, ob sich die EZA trotz allem lohnt: Ich meine ja, sie lohnt sich, wenn sie die Richtigen erreicht und wenn sie „richtig“ gemacht wird. Mit verhältnismässig bescheidenem Aufwand können wir die Lebenssituation einer grösseren Zahl von Personen massgeblich verbessern. Oder ökonomisch formuliert, auch wenn es hart klingt: mit diesem Einsatz könnten wir weit mehr erreichen, als wenn wir die gleichen Mittel für Bedürftige im Inland ausgeben würden. Ich bin jedoch persönlich überzeugt, dass wir in der reichen Schweiz beides tun müssen und es uns auch leisten sollen.

Dr. Ignaz Rieser, Präsident CO-OPERAID
rieser(at)co-operaid.ch

Ignaz Rieser hat Nationalökonomie studiert. Im Bildungsbereich war er als Dozent, Schulleiter und Rektor tätig. Im Bereich EZA hat er für die Deza und für Swisscontact in Vietnam, Thailand und Nepal gearbeitet.

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Über CO-OPERAID

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