Kenia: Schulbildung für Kinder der Pokot

Kenia Grundschulbildung East Pokot

Die Grundschulbildung in Kenia hat in den letzten Jahren Fortschritte gemacht. Allerdings gibt es große regionale Unterschiede. Die Bildung der Kinder der Pokot-Ethnie im Unterbezirk East Pokot (Bezirk Baringo) liegt weit zurück. Die Alphabetisierung wird auf nur 30% geschätzt. Die Bevölkerung in East Pokot lebt als nomadische Hirten. Bildung spielt in ihrem Leben eine marginale Rolle. Gleichzeitig kommt es in East Pokot immer häufiger zu schweren Dürren mit Nahrungsmittelknappheit und Hunger, dies als Folge des Klimawandels und des Bevölkerungswachstums. Die junge Generation muss dringend neue Wege finden.

Das Hilfsprojekt von CO-OPERAID und Hifadhi hat zum Ziel, die Grundschulbildung in Ost-Pokot zu stärken und die Eltern an Schule und Bildung heranzuführen. Das Projekt arbeitet mit 12 Primarschulen mit Kindergarten und 2 Sekundarschulen zusammen. Investiert wird in den Zugang zur Schule und in die Qualität der Bildung, einschließlich der Weiterbildung von Lehrpersonen. Der Zugang zur Schule wird durch die Verteilung von Schulmaterialien und Uniformen und von Hygieneartikeln an Mädchen erleichtert. Öffentliche Schulveranstaltungen und Gemeindeforen fördern den Einbezug der Eltern und Gemeinden. Das Projekt kommt jährlich etwa 3'700 Kindern und 120 Lehrpersonen zugute. Insgesamt zielt das Bildungsprojekt darauf ab, der jungen Generation der Pokot die Türen zum modernen Leben zu öffnen.


Primarschule East Pokot Kenia

Die Partnerschulen sind staatliche Schulen, für welche die Bildungsbehörden die Verantwortung tragen. Ihr Budget reicht aber nicht aus, um grundlegende Investitionen sicher zu stellen. Das Projekt hilft aus, indem ausreichende Materialien für den Schulunterricht gekauft werden (z.B. Tafeln, Stifte, Poster, etc.). Dazu wird die Umgebung aufgewertet durch Spiel- und Sportplätze (inkl. Spiel- & Sportmaterial), Verschönerung der Schulgebäude und des Schulgeländes und Installation eines Modell-Schulgartens für die Umweltbildung.

Die Hirtenfamilien haben wenig Geld zur Verfügung. Das Projekt leistet darum Unterstützung, um die Ausgaben für die Bildung der ärmsten Familien zu reduzieren. Es gibt Lernmaterialien für Schulkinder ab (Schulhefte, Stifte, Bleistifte, Spitzer, Radiergummis), dazu Schuluniformen, Hygiene-Artikel für Mädchen (Reduzierung der Absenzen während der Periode), und übernimmt Gebühren für die Abschlussprüfung.

Kenia Familie in East Pokot
Kenia Schulklasse

Die Lehrpersonen werden zu wenig gefördert. Das Projekt will sicherstellen, dass sie die Möglichkeit haben, sich mit dem pädagogischen Prozess auseinander zu setzen. Es führt Workshops zur “Professional Learning Community” (PLC) durch, die vor allem dem Erfahrungsaustausch und dem Lernen anhand von „best practices“ dienen. Es wird ein beschleunigter Lehrgang für Kinder eingeführt, die zu spät eingeschult wurden. Neue, zusätzliche Lektionen (Schulbibliothek, Lesewettbewerb) fördern das Lesen, Verstehen und die Kreativität.

Bildung spielt im Leben in East Pokot bislang eine marginale Rolle. Entsprechend „bildungsfern“ sind die Familien und entsprechend gering ist der Wert der Bildung. Das Projekt will Bildungsfragen näher an die Eltern und Familien bringen. Es stellt sicher, dass die Schulgremien, darunter die Elternvertretung, nicht nur auf dem Papier existieren, sondern tatsächlich tätig werden. Das verbesserte Schulmanagement inklusive der Austausch zwischen Schule, Gemeinden und Behörden ist ein zentraler Punkt, der die Begünstigten über die Schule hinaus mobilisieren soll (WEZESHA-Ansatz). Das Projekt organisiert öffentliche Schulveranstaltungen, an welche u.a. Kinder und Schulpersonal für besondere Leistungen ausgezeichnet werden.

Kenia Elternversammlung


Das Projekt wurde im Jahr 2021 lanciert. Während eines Jahres haben die Hilfswerk-Partner den Ansatz getestet und entwickelt und die Zusammenarbeit aufgebaut. Nach dieser erfolgreichen Aufbauphase wurde ein 2-Jahres-Projekt geplant, das bis Ende 2024 dauert.

Die Schulkinder aus der Volksgruppe der Pokot liegen bei der Einschulungsrate und der Alphabetisierungsrate im Landesvergleich weit zurück. Die Investitionen in die Bildung in East Pokot sind aber ungenügend. Den Pokot fehlt die Lobby, um mehr Unterstützung der Politik zu erhalten. Fehlende Bildung ist ein Hauptgrund dafür, dass die Entwicklung zurück liegt und die Menschen ein marginalisiertes Leben führen. Die Abbruchquote beim Grundschulbesuch ist auch aufgrund negativer Lernerfahrungen und bei den Mädchen aufgrund beginnender Adoleszenz (bei gleichzeitig oftmals später Einschulung) hoch.

Die Partnerschulen des Projekts sind Staatsschulen. Sie werden nach Projektschluss weitergeführt. Es werden Verbesserungen an der Infrastruktur realisiert, die mehreren Generationen von Schulkinder dienen. Dazu stösst das Projekt Prozesse an, die weiter wirken werden (Methodik, zusätzliche Fächer, verbessertes Schulmanagement, Einbezug der Gemeinden). Das Ziel des Projekts sind nachhaltige Verbesserungen.

Hifadhi Africa (HAO) ist eine kenianische Nichtregierungs- und Non-Profit-Organisation, die 2013 gegründet und als nationale kenianische Wohltätigkeitsorganisation registriert wurde. HAO arbeitet als Entwicklungs-, Advocacy- und Jugend-Empowerment-Organisation in Slums und pastoralen Regionen. Der Fokus von HAO liegt auf der Zusammenarbeit mit unterprivilegierten und marginalisierten Gemeinschaften, um sie zu stärken, die Ursachen von Problemen zu identifizieren und ihnen zu ermöglichen, geeignete Lösungen zu finden, um Armut und Abhängigkeit zu überwinden. Die Organisation setzt sich für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Geschlechter und die Rechte der marginalisierten und gefährdeten Gemeinschaften ein. Interview mit Collins Nakedi, Co-Direktor von HAO. Aus einer Hirtenfamilie stammend, hat Collins Nakedi als Schulkind eine von CO-OPERAID geförderte Primarschule besucht (siehe dazu hier)!